Wanderwoche in Ubrique

Touren, Tapas, Tanzvergnügen, …

26 Mitglieder der Bezirksgruppe Böblingen/Sindelfingen und 33 Alpinisten der  S.D. Picos de Europa trafen sich zur traditionellen Wanderwoche vom 7. bis 15. September 2019 in Andalusien. Untergebracht in einem Hotel in Ubrique – inmitten des Naturparkes  Grazalema  gelegen - verbrachten die Teilnehmer unvergessliche Tage mit herrlichen Bergtouren in einer typischen Kalklandschaft.  Darüber hinaus gab es reichlich Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen und die Spezialitäten der spanischen Küche zu kosten.

Die gemeinsame Wanderwoche deutscher und spanischer Bergfreunde hat Tradition und fand zum 22. Mal statt. Die Verbindungen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben, sind eng und sehr freundschaftlich. Sprachliche Defizite werden notfalls mit Händen und Füßen überbrückt oder einfach weggelacht. Man versteht sich gut – auch ohne viele Worte. Offizielle Ansagen werden übersetzt. Und so hatte die Chefdolmetscherin Sabine am Abend allerhand zu tun, wenn der Wanderführer Armando das Programm für den nächsten Tag bekannt gab. Täglich standen drei verschiedene Touren auf dem Programm, die sich in Länge und Anspruchsprofil unterschieden. Nach Bekanntgabe der Touren setzte ein reges Palaver ein, galt es doch die richtige Tour und – fast noch wichtiger - die passenden Begleiter zu finden.
Den Ausgangspunkt für die jeweilige Tour erreichten die Teilnehmer per Bus. Trotz der rasanten Fahrweise des Busfahrers waren die Anfahrtswege in dem weitläufigen Gebiet relativ lang. Aber die Ausblicke auf die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft, die Vorfreude auf die Tour und muntere Gespräche überbrückten die Reisezeit. Und egal, ob es sich um eine eher kurze Tour entlang eines Flüsschens handelte – der Weg entpuppte sich dann als gut gesicherter Steig – oder um eine anspruchsvolle Tour, „bei der man die Hände aus den Hosentaschen nehmen musste, um sich am Fels zu halten“, war jeder Teilnehmer sich am Ende des Tages sicher, die „allerschönste“ der angebotenen Touren gemacht zu haben. Und so unterschiedlich die Touren auch waren, so hatten sie doch zwei Dinge gemeinsam: zum Einen es gab einen Führer, der nicht überholt werden durfte, und einen definierten„Ultimo“, bzw. eine „Ultima“, also gewissenmaßen den Lumpensammler, der das Schlusslicht der Gruppe bildete. Und zum Anderen boten die Touren immer wieder Überraschungen und Herausforderungen, die aber immer gemeinschaftlich und gut gemeistert wurden. Zwei Touren fanden in der Großgruppe statt. Gleich am ersten Tag wanderte die ganze Gruppe von Ronda aus durch Steineichenwälder zu einer wilden Schlucht, die sich perfekt als Kulisse für einen Wildwestfilm eignen würde.
Auch auf dem „Königsweg“, dem „Caminito del Re“, wanderten alle gemeinsam. Diese Tour stellte den absoluten Höhepunkt der Woche dar. Der Caminito del Rey ist ein gut 3 km langer, sehr gut versicherter Weg, der in etwa 100 bis 200 Meter Höhe entlang steilster Wände durch zwei tiefe schmale Schluchten führt und atemberaubende Ausblicke bietet. Eine Hängebrücke sorgte gegen Ende des Weges noch einmal für “Gänsehautfeeling“.  Aber nicht nur die spektakuläre Landschaft ließ den Atem stocken, sondern auch die Fauna begeisterte auf dem Weg. Geier kreisen mit weit  ausgebreiteten Schwingen durch die Lüfte und warfen lange Schatten an die steilen Felswände, Bergziegen erklommen mühelos steilstes Terrain und Eidechsen huschten flink über die Felsen.
Aber nicht nur der Caminito del Rey sorgte für Staunen, auch die Höhle „Cueva de Dona Trinidad“ im Ort Ardales beeindruckte ihre Besucher mit den ältesten Höhlenmalereien in Spanien.
In Sevilla gab es dann Kultur pur zu bestaunen. Die Kathedrale ist die größte gotische Kirche Spaniens und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Neben dem Sarkophag von Christoph Kolumbus gab es auch den so genannten Orangenhof zu bestaunen. Bei der Besteigung des heutigen Kirchturms der Kathedrale mussten keine Treppen erklommen werden, weil der Turm bis zur Höhe des Glockenstuhls über eine Rampe erschlossen wurde. Die Aussicht von diesem Turm war äußerst beeindruckend.
Wetterbedingt gab es einen weiteren Kulturtag. In der Hafenstadt Cadiz konnten neben beeindruckenden Gebäuden auch die Freude der Einwohner über einen heftigen Regenguss - den ersten nach 4 Monaten Trockenheit - bestaunt werden. Menschen tanzten im strömenden Regen auf den Plätzen.
Am vorletzten Abend konnten sich die Teilnehmer noch unter die Besucher des Dorffestes mischen, die fünf Tage lang eine ausschweifende Fiesta begingen. Aus dem Alpenraum an Dirndl gewohnt, konnte man sich an den bunten und aufreizenden Flamencokostümen nicht satt sehen, die die Damen trugen. Aus den Zelten schmetterte lautstark die Musik, in den Zelten und auf den Plätzen davor wurde getanzt und  nachdem die anfänglichen Hemmungen überwunden waren und die Hüften zu kreisen begonnen hatten, kam auch den staunenden deutschen Alpinisten absolut nichts mehr „spanisch“ vor.
Die Wanderwoche mit den vielen unterschiedlichen Aktivitäten, Eindrücken und Begegnungen war ein voller Erfolg. Und die Erfolgsgeschichte findet im September 2020 ihre Fortsetzung. Dieses Mal im Allgäu, im Kleinen Walsertal.  

Gabi Weber-Urban